Es ist ja fast alles geschrie­ben, dach­te ich mir im März 2020. Da gönnst du dem Koch­zi­vi­lis­ten eine klei­ne Aus­zeit und star­test dann in ein paar Wochen wie­der frisch durch. Heu­te, kaum zwei Jah­re spä­ter … tja, irgend­was war immer. Zum Bei­spiel die freund­li­che Okku­pa­ti­on mei­nes Büros durch die seit damals hom­of­ficen­de Gat­tin und infol­ge­des­sen mein Exodus ins Kamin­zim­mer, in dem es sich so präch­tig  arbei­tet, dass ich da gar nicht wie­der raus will! Isso! 

Fei­er­abend­ka­min­feu­er: Wie man am Bild­schirm erah­nen kann, wird hier gera­de bei Face­book pro­kras­ti­niert. Und geraucht – ist ja ein Kaminzimmer.

Mehr gemein­sa­me Zeit und infol­ge­des­sen kei­ne ehe­li­chen Micro-Schar­müt­zel mehr, weil man nun viel schnel­ler über klein­geis­ti­ge Nich­tig­kei­ten redet – und lacht –,  statt abzu­war­ten, bis aus Pea­nuts Kokos­nüs­se werden.

* Wenn wir uns mit Frau­chen oder Herr­chen anspre­chen, kom­men seit eini­gen Wochen jedes­mal zwei €uro ins Spar­schwein, weil eine sol­che Anre­de bei­na­he so sau­däm­lich ist, wie die in Hun­de­grup­pen viel­fach übli­che Vor­stel­lung: »Hal­lo, ich bin die Mami/​der Papi vom Hund XY« (Würg!). Der Pegel im Pott, bis­lang gut 50 €, steigt mitt­ler­wei­le nur noch lang­sam. Man lernt.

Einen Fox­ter­ri­er, der viel bes­ser hört, weil »Frau­chen«* (das kos­tet mich jetzt 2 €, sie­he *) den  Fox­ter­ri­er erheb­lich kon­se­quen­ter erzieht. Und weil sich Luke im kom­plet­ten Rudel, also ohne das Oszil­lie­ren der Gat­tin zwi­schen Erkrath und Düs­sel­dorf, pudel­wohl fühlt. Der ein­zi­ge, der jetzt noch pen­delt, ist der Fox: ganz ent­spannt zwi­schen Kamin­zim­mer und Büro. 

Auch die Zwei­bei­ner hören bes­ser und wis­sen inzwi­schen, was genau eigent­lich Lukes Waff­Waff! beim Fris­bee-Spie­len bedeu­tet. Es heisst »Zack Zack! Nicht anfas­sen! Nur wer­fen!!« (Gott sei dank nur da.) Wir arbei­ten mitt­ler­wei­le recht zügig am Fris­bee. 

Eben­falls zügig ist der rein elek­tri­sche Mini Coo­per SE, den wir seit Okto­ber 2020 fah­ren und über den ich wie folgt schwa­dro­nier­te: »… Im bis­lang nur test­wei­se genutz­ten Sport-Modus wird der Mini mit 184 Elek­tro-PS zum Beast wie Las­sie nach 12 Tas­sen Espres­so oder Flip­per unter dop­pelt Ecsta­sy. … (wei­ter­le­sen

Außer­dem: Ob der trau­ten Zwei­sam­keit wird seit 2020 nicht mehr nur zwei‑, drei­mal, son­der fünf- oder gar sechs­mal pro Woche gekocht. Mit dem Effekt, dass aus lust­vol­len Küchen­ex­pe­ri­men­ten Rou­ti­ne-Kochen wur­de: fix und sät­ti­gend. Doch hin und wie­der auch so, dass ein rich­ti­ges Rezept dar­aus wird. Etwa fluf­fi­ges Apfel-Souf­flé. (Ja, ich weiß: Das ist gar kein ech­tes Souf­flé. Klingt aber besser ;-)

ZUBEHÖR: 

  • Brat- und Back­form mit Deckel. Mei­ne hat fol­gen­de Maße inkl. Grif­fe: 340 x 215 mm bzw. 4,1 L mit Deckel (Schüs­sel 2,5 L + Deckel 1,6 L). Für ande­re For­ma­te und Volu­mi­na müsst ihr halt ein wenig wie­gen und umrech­nen. (Metro-Preis für das Teil übri­gens ent­spann­te 11,29 € brutto.)
  • Ein Ess­stäb­chen oder ein Schasch­lik-Spieß, um spä­ter Löcher in den Kuchen zu ste­chen. Dann zieht der Kara­mell-Sud bes­ser, gleich­mä­ßi­ger ein.

ZUTATEN, INNEN:

(nein, »ZUTA­TEN, INNEN« ist nicht gegendert ;-)
  • 575 g Bos­koop-Äpfel, End­ge­wicht geschält und ent­kernt (das ent­spricht 4 dicken oder 5 – 6 nor­ma­len Boskoop),
  • Saft einer ½ bis 1 Zitrone,
  • 125 g Rum­ro­si­nen (1 Beutel),
  • 125 g gestif­te­te Man­deln (1 Beu­tel), tro­cken gerös­tet, 
  • 1 gehäuf­ter Tee­löf­fel Zimt (ent­spricht einer frisch gemah­le­nen Stan­ge) sowie
  • 200 g Über­see Rum (54%): Dar­in alles für zwei bis drei Stun­den ein­le­gen. Ab und an umrühren.

ZUTATEN, AUSSEN:

  • 80 g But­ter, flüs­sig, lauwarm
  • 6 Eier: davon 3 gan­ze Eier + 3 Eigelb für den Teig. Aus den übri­gen 3 Eiweiß wird spä­ter Eischnee geschlagen.
  • 200 g Crè­me fraîche oder Sah­ne­quark (nur eines davon)
  • 1 Tüt­chen Vanillezucker
  • 45 g Rohrzucker
  • 1 Röhr­chen Rum-Aro­ma + einen ordent­li­chen Schuss Über­see Rum (54%)
  • 175 g Mehl Type 405
    alter­na­tiv 185 g Mandelmehl
  • Optio­nal: 7,5 g bzw. ½ Tüt­chen Back­pul­ver. Muss aber nicht, beru­higt nur. Es funk­tio­niert auch ganz ohne, wie man sieht.

ZUTATEN, FINISH: 

  • 120 g fei­ner Zucker für’s Kara­mell (hier brau­chen wir den Rum-Sud vom Ein­le­gen der Äpfel)
  • 20 g gesal­ze­ne But­ter, nor­ma­le tut‘s auch (Pri­se Salz dazu)
  • ggf. noch ein Schuss Rum, Weiß­wein, Wein­brand o. ä., denn es soll­ten hin­ter­her gute 150 ml Kara­mell-Sud sein.

ZUBEREITUNG: 

Äpfel, ent­ker­nen, schä­len und in gro­be Stü­cke schnei­den. Grob = 3 – 4 cm. End­men­ge: 575 g. Etwas Zitro­nen­saft ver­hin­dert das oyxidieren/​braun wer­den. 125 g gestif­te­te Man­deln tro­cken, also  ohne Öl, in der Pfan­ne anrös­ten. Alles mit einem gehäuf­ten Tee­löf­fel Zimt, 125 g Rum­ro­si­nen und 200 ml Rum für min­des­tens zwei Stun­den ein­le­gen. Über Nacht geht auch. Je län­ger um so hicks. 

Rum-Sud spä­ter auf­fan­gen und damit Kara­mell ablöschen.

3 gan­ze Eier + 3 Eigelb mit 200 g Crè­me fraîche oder Sah­ne­quark, 1 Tüt­chen Vanil­le­zu­cker, 45 g Rohr­zu­cker, 1 Röhr­chen Rum-Aro­ma, 80 g flüs­si­ger But­ter und 175 g Mehl mit dem Mixer zu einem dick­flüs­si­gen Teig ver­quir­len. Einen guten Schuss Über­see Rum dazu geben. 6 cl dür­fen es schon sein. Teig soll­te immer noch zäh­flüs­sig sein. Ein, zwei Stünd­chen im Kühl­schrank ruhen las­sen. Noch KEIN Back­pul­ver dazu geben!

Zum Ende der Ruhe­zeit: Back­ofen auf 175 °C vor­hei­zen und die übri­gen 3 Eiweiß + einer Pri­se Salz zu Eischnee schla­gen: steif, rich­tig steif!

Back­pul­ver – falls man auf Num­mer sicher gehen will – erst jetzt zum Teig geben (nicht zum Eischnee). Aber wie gesagt: Geht auch ohne, denn die Unmen­gen an mikro­sko­pisch klei­nen Luft­bläs­chen im Eischnee sind ein exzel­len­ter Trei­ber für unser fluf­fi­ges Apfel-Souf­flé. Ver­spro­chen! 

Das ers­te Vier­tel vom Eischnee behut­sam unter die Teig­mas­se heben. Mit den rest­li­chen Vier­teln – eines nach dem ande­ren – genau so ver­fah­ren. Alles auf ein­mal unter­zu­he­ben, wür­de euch die fei­nen Luft­bläs­chen des Eischnees zer­hau­en. Das will man nicht.

Kara­mell, Stu­fe 1

Den unte­ren, gro­ßen Teil der Back­form mit Back­trenn­spray oder But­ter einsprühen/​einfetten (mei­ne Glas­form hat mit Deckel ein Gesamt­vo­lu­men von 4.1 L, sie­he Zube­hör). Die ers­te Hälf­te der Teig-Eischnee-Mischung ein­gie­ßen, Apfel-Rosi­nen-Man­del-Mischung mit einem Schaum­löf­fel aus dem Rum-Sud heben und auf der Teig­hälf­te ver­tei­len. Rest­li­che Teig­mischung oben drü­ber gie­ßen. Ein­le­ge-Sud der Äpfel auf­fan­gen, den brau­chen wir noch!

Kara­mell, Stu­fe 2

65 Minu­ten bei 175 °C + 10 Minu­ten bei 100 °C backen – MIT DECKEL, die gan­ze Zeit! 

Der­weil 120 g fei­nen Zucker in einer klei­nen Sau­teu­se bei E‑Herdstufe 8 von 9 ohne Fett oder Was­ser kara­mel­li­sie­ren. ACH­TUNG: Zum Schluss ver­brennt Kara­mell schnell. Kara­mell vom Herd neh­men, 20 g gesal­ze­ne But­ter dazu geben (schäumt auf, das Töpf­chen soll­te also einen hohen Rand haben) und mit dem Ein­le­ge-Sud der Äpfel ablö­schen. Noch etwas auf der hei­ßen aber aus­ge­schal­te­ten Herd­plat­te ste­hen las­sen bis sich der erhär­te­te Kara­mell voll­stän­dig  auf­ge­löst hat.

Kara­mell, Stu­fe 3

Wenn das Apfel-Souf­flé nach 75 Minu­ten gold­gelb aus dem Ofen kommt, alle paar Zen­ti­me­ter mit einem Ess­stäb­chen Löcher in den Kuchen pik­sen und den Kara­mell-Sud dar­über gie­ßen. Damit zieht der schnel­ler und gleich­mä­ßi­ger ein. Deckel wie­der drauf und solan­ge abküh­len las­sen, bis man sich nicht mehr all zu sehr die Schnau­ze ver­brennt. Das Ergeb­nis: Ein wenig süßer, unge­mein saf­ti­ger Apfel­ku­chen, der am nächs­ten Tag noch bes­ser wird – so er den erlebt. 

PS: Wenn ihr den Teig mit nur vier gan­zen Eiern und ohne Eischnee ansetzt, eig­net sich der auch pri­ma für Apfel­rin­ge. Der Rum im Teig dient übri­gens nicht nur dem Geschmack. Alko­hol ist ein pri­ma Back­trieb­mit­tel, das nahe­zu voll­stän­dig ver­dampft. Nichts­des­to­trotz ist mein Rezept wohl eher nichts für den nächs­ten Kin­der­ge­burts­tag. 

Hier noch eine net­te Alter­na­ti­ve bei Cahama.: