Tja, es geht doch nix über gute, lang gepfleg­te Vor­ur­tei­le.  So war ich bis vor Kur­zem noch der fes­ten Über­zeu­gung, dass alles, was mit „Müs­li­rie­gel” dekla­riert sei, ent­we­der aus grob­schläch­ti­gen Hafer­flo­cken bestün­de – kuli­na­risch zwi­schen sedi­men­tiert und mumi­fi­ziert plus einer kräf­ti­gen Note nach feuch­tem Anti-AKW-Parka der frü­hen 80er mit einem Hauch Bir­ken­stock-San­da­le. Oder dass die Tei­le aus ver­hipster­tem Super­food a la Qui­noa mit Goji-Bee­ren und Grün­kohl-Chips gesin­tert wür­den. Mit ande­ren Wor­ten: Das Zeugs war mir ent­we­der zu tro­cken oder zu ideo­lo­gisch. Bis, na ja …

… bis drei­er­lei auf­ein­an­der traf. Die Geschäfts­rei­se der Gat­tin, die Lan­ge­wei­le des Koch­zi­vi­lis­ten und der kürz­lich erwor­be­ne Dörr­au­to­mat. Eine fata­le Kom­bi­na­ti­on, für die die Gat­tin die allei­ni­ge Ver­ant­wor­tung trägt (nahe­zu). Ers­tens, weil des Koch­zi­vi­lis­ten Zeit­kon­tin­gent in den Abend­stun­den des­halb sehr ent­spannt war, weil es drei Tage lang kei­nen Grund zu kochen gab. Zwei­tens, weil die Dame des Her­zens Gesun­des liebt und infol­ge­des­sen auf Nüs­se, Obst und sogar Gemü­se steht. Und drit­tens, weil der Betriebs­wirt in mir errech­ne­te, dass sich der kürz­lich erstan­de­ne Dörr­au­to­mat im Leben nicht amor­ti­siert, wenn die­ser nur zum Zwe­cke der Tro­cken­fleisch-Fabri­ka­ti­on für den Hund ein­ge­setzt wird – einem 10-Kilo-Foxterrier.

Letz­te­res hät­te man inso­fern opti­mie­ren kön­nen, als dass Tro­cken­fleisch von sämt­li­chen Kani­den, denen man so bei der nach­mit­täg­li­chen Hun­de­run­de begeg­net, über alles geschätzt wird. Ein Hoch­fah­ren der Dörr­fleisch-Pro­duk­ti­on hät­te somit gewiss sei­ne Abneh­mer gefun­den. Dage­gen sprach aller­dings mein „Image”, was, das sei hier betont, kein übles ist. Aller­dings redu­ziert es sich aus Hun­de­per­spek­ti­ve dar­auf, als klei­nes, dickes Lecker­li­beu­tel­chen auf zwei Bei­nen wahr­ge­nom­men zu wer­den. Das schmerzt sen­si­ble Gemü­ter wie den Koch­zi­vi­lis­ten, man­gelt es doch an Wahr­haf­tig­keit in der Bezie­hung und nährt bis­wei­len das Gefühl, nicht wirk­lich sei­ner Selbst wil­len geliebt zu werden.

Die Lösung des Dilem­mas bestand zunächst dar­in, die Küchen­schrän­ke nach allem zu durch­su­chen, was für den Mensch gesund und für den Hund unat­trak­tiv ist. Also bei­spiels­wei­se getrock­ne­te Apri­ko­sen, Sesam, Man­deln und Korin­then. Womit wir beim ers­ten Rezept wären. 

#1: Aprikose-Sesam-Mandel-Korinthen-Riegel

Für ein 6er-Sili­con­förm­chen des WMF-Mini-Dörr­au­to­ma­ten: 226,4 g, also zir­ka 38 g pro Fach. Schmeckt wenig süß, leicht wür­zig wie Früchtebrot.

  • NASS:
    77 g getrock­ne­te Apri­ko­sen (Soft-Apri­ko­sen von Seeberger)
  • 30Korin­then
  • 0,4Cur­ry Ana­pur­na (Ingo Holland)
  • Pri­se Salz
  • 50 g hei­ßes Was­ser + 20 g Rum (54 % Vol.)
    3 Stun­den ein­wei­chen reicht bei die­sen „Soft-Apri­ko­sen”
  • TRO­CKEN RÖSTEN
    Ohne Öl und bit­te sanft! Mit dem Sesam anfan­gen weil die Man­deln schnel­ler bräunen.
  • 16 g Sesam-Saat, weiß 
  • 33 g Mandelstifte

∑ 226,4 g

  • ZUBE­REI­TUNG:
  • Nass-Gedöns ohne Man­del und Sesam grob in der Mouli­net­te o.ä. pürie­ren. Dann Man­deln-Sesam-Mix dazu und noch mal kurz mixen bis aus den Man­deln klei­ne aber sicht­ba­re Stü­cke werden.
  • 5 Stun­den bei 65 °C dör­ren, aus der Form neh­men, umge­kehrt auf’s Git­ter legen und wei­te­re 5 ½ Stun­den bei glei­cher Tem­pe­ra­tur trock­nen. Die Rie­gel soll­ten dann noch fle­xi­bel-elas­tisch sein.

Ers­ter Ein­druck: Das Cur­ry­pul­ver gibt dem Frucht­rie­gel den rich­ti­gen Kick. Der Hund rührt die Din­ger nicht an. Die Gat­tin liebt sie. Und all das ohne Hafer­flo­cken und Qui­noa. Kurz­um: Alle Kri­te­ri­en erfüllt und zudem noch ver­blüf­fend lecker. Mit­hin höchst moti­vie­rend für drei wei­te­re Ver­su­che. 

#2: Sultaninen-Quitte-Apfel-Ingwer-Riegel

Schmeckt sehr fruch­tig, was wohl auch am Quit­ten-Frucht­le­der liegt, das jetzt lei­der auf­ge­braucht ist.

  • NASS:
    34 g Quit­ten-Frucht­le­der (Alter­na­tiv: getr. Kir­schen oder Cran­ber­ries oder …?)
  • 60Sul­ta­ni­nen
  • Pri­se Salz
  • 50 g hei­ßes Wasser
  • 44 g gerie­be­ner Apfel, Bos­kop (Men­ge inkl. einem Sprit­zer Zitronensaft)
  • 1,5 g Ing­wer, frisch gerie­ben (Men­ge ent­spricht einer klei­nen Kirsche)
  • TRO­CKEN:
    37 g gehack­te Hasel­nüs­se (mei­ne waren bereits geröstet)

∑ 226,5 g

DÖRR #3: Cranberry-Aprikose-Rum-Riegel

Schmeckt wenig süß mit einer dezen­ten Rum-Note. 

  • NASS:
    85 g getrock­ne­te Cranberries
  • 22 g getrock­ne­te Apri­ko­sen (Soft-Apri­ko­sen)
  • Pri­se Salz
  • 70 g Rum (54 % Vol.) – Braucht etwas län­ger zum Einweichen
  • TRO­CKEN RÖSTEN
    Ohne Öl und bit­te sanft!
  • 50 g Kör­ner­mix / Salat­ver­ed­ler (Son­nen­blu­men­ker­ne, Kür­bis­ker­ne, Pinienkerne)

∑ 227 g

DÖRR #4: Pflaume-Mole-Schoki-Riegel

Schmeckt fast zu wenig süß und nur leicht schokoladig.

  • NASS:
    75 g getrock­ne­te Pflaumen
  • 20 g Korinthen
  • 4Mole (Ingo Holland)
  • Pri­se Salz
  • Pri­se Mys­te­ri­um Liba­ri­us (Ingo Holland)
  • 50 g Wasser
  • TRO­CKEN RÖSTEN
    Ohne Öl und sanft! Mit dem Sesam anfan­gen weil die Man­deln schnel­ler bräunen.
  • 21 g Sesam-Saat, weiß 
  • 42 g Mandelsplitter
  • MIXEN: 15 g dunk­le Scho­ko­la­de: Nach dem Pürie­ren der Nass-Zuta­ten die Scho­ko­la­de zusam­men mit Man­deln und Sesam nur noch kurz in der Mouli­net­te o.ä. klein hacken.

∑ 227 g

 


Irgend­wo im Schrank ver­steckt sich übri­gens noch eine Packung Hafer­flo­cken. Des­halb die Fra­ge in die erlauch­te Run­de: An die Vögel ver­füt­tern oder einen schmack­haf­ten (!?) Müs­li-Frucht­rie­gel dar­aus fabri­zie­ren? Falls letz­te­res: Rezept­vor­schlä­ge sind ger­ne gese­hen. Man wächst ja bis­wei­len über sich hinaus.

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Dör­ren #1: Ein kran­ker Hund hat auch Vorteile.