
Manchmal ist Google richtig klasse. Da sucht man in Ermangelung eines schlauen Texteinstiegs nach „Zitat Senf” und bekommt den folgenden Ringelnatz präsentiert: »Aus meiner Seele zieht mit NaSENFlügelbeben, ein ungeheurer Appetit nach Frühstück und nach Leben.« Finde, das kann mal so stehen bleiben.
Apropos stehen bleiben: Bei selbst gemachtem Senf kein Kann, sondern ein unbedingtes Muss. Am besten zwei bis drei Wochen, sonst ist das Zeugs die ersten Tage ein absolutes Brechmittel. Übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, wie Kronos, Zeus’ Vater, bitter erfahren musste, als ihm sein Sohnemann einen frisch gemixten Senf-Smoothie unterjubelte. Das brachte den alten Herren dann auch wie geplant dazu, die zuvor verschluckten Geschwister von Zeus (Hestia, Hera, Hades, Demeter und Poseidon) wieder auszuspeien. Mit dem Effekt, dass die gleichwohl aufgebracht wie aufgeweichte Sippe dem alten Kronos ohne zu zögern kollektiv die Birne einschlug.
Diese frühe Form des Vatertages konnte sich nur bedingt durchsetzen. Zwar kommt es auch heute noch vor, dass sich der ein oder andere Vater seinen Jubeltag zu fortgerückter Stunde noch mal schwungvoll durch den Kopf gehen lässt. Er wird aber anschließend nicht mehr wie zu Kronos’ Zeiten vom eigenen Mageninhalt erschlagen. Eine Entwicklung in die richtige Richtung.
Trotz des recht erfolgreichen Senfexperiments verzichtete Zeus übrigens auf eine Karriere in der Mostrichbranche und spezialisierte sich in den folgenden Jahren voll und ganz auf das Verkloppen von Giganten und auf Rollenspiele in lustigen Tierkostümen – beispielsweise als Kuh mit Europa.
Außerdem stand man als Gott von Welt eher auf klebrig-süßen Nektar, statt auf fruchtig frischen Sharab. Wohl auch deshalb, weil dieser Sauersirup aus in Essig eingelegten Früchten überhaupt erst ab dem 12. Jahrhundert zu kriegen war. Ursprünglich nur im Orient, heute verkehrsgünstig aus Oberfranken, und damals wie heute mit dem Ziel, Früchte haltbar und Essig lecker zu machen. Letzteres ist Jutta und Ron Franke von JulRon so famos gelungen, dass man dafür jedes konventionelle Himbeeressig-Gedöns links liegen lässt. Alleine schon, weil es das nicht mit Erd‑, Brom‑, Johannis‑, Holunder- oder Heidelbeere, Ananas, Granatapfel oder Blutorange gibt. Und auch nicht mit Sauerkirsche und Ingwer.

Mehr über Sharab gibt´s hier. (Sehr cool ssind übrigens auch die Messerblöcke.)
Sauerkirsche und Ingwer hatten es mir so angetan, dass ich im folgenden die Basis-Rezeptur des Moutarde d’égoïste mit Verjus auf je ein Fläschchen Ingwer- (11 – 14 % Fruchtanteil) beziehungsweise Sauerkirsch-Sharab (36 %) umgebastelt habe.
Moutarde d’égoïste mit Ingwer
(Mengen gelten auch für Sauerkirsche.)
- 68 g (78 g) Senfsaat ganz, schwarz bzw. braun.
(12 bis 14 % der Gesamtmenge bleibt im Sieb hängen. Der Wert in Klammern ist also die Brutto-Menge vor dem Sieben des Senfmehls.) - 68 g (78 g) Senfsaat weiß bzw. gelb
- 12,6 g Salz
- 268 g Sharab-Ingwer (JulRon füllt seine 250ml-Fläschchen üppig. Ansonsten 250 g Sharab + 18 g Wasser)
- 25,3 g Zitrusöl
Ergibt ca. 440 g Ingwer-Senf mit ordentlich WUMS und einer feinen Ingwernote. Die grundsätzliche Zubereitung findet ihr beim Basisrezept.
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Beim Ingwer-Sharab, der mit 11 – 14 % grundsätzlich genügend Kraft und Schärfe hat, wird es im Spätsommer dann noch mal spannend, weil Jutta mir bis dahin einen Spezial-Ansatz mit über 30 % Ingwer brauen wird. Wenn der funktioniert gibt´s Senf-Proben für alle beziehungsweise so lange der Vorrat reicht. Überlege nämlich, den bei Gefallen produzieren zu lassen. Aber schaun mer mal.