
Hauptgericht + Dessert für 2 Personen und für unter 5 €uro: Ja schmeckt das denn?!
Andreas Frank
Veröffentlicht in 7. März 2014
Natürlich habe ich das gleichwohl feine wie knifflige Blog-Event des Herrn Spandl verstanden, ist ja nicht so schwer: Lasst euch was Leckeres einfallen, von dem zwei Personen für maximal fünf Euro satt werden.

Bekommt man zwei Personen für maximal fünf Eurolinchen satt? Und zwar so, dass es schmeckt!? Darauf jede Menge leckere Antworten bei Peter G. Spandls Blog aus-meinem-kochtopf.de
Und im Prinzip hätte ich mich ja auch beinahe ans Briefing gehalten, wenn mich nicht ein wenig der Hafer gestochen und Frau Ninive gepikst hätte. Mit dem Effekt, dass ich partout ausprobieren wollte, ob nicht auch beim Kochzivilisten noch ein Nachtisch im 5‑Euro-Limit drin ist. Und um es ein wenig spannend zu machen: Ja, es funktioniert beziehungsweise es (hier bitte futuristische Sphärenklänge einblenden) w i r d funktionieren.
Doch beginnen wir von vorne, also beim Dessert. Das braucht nicht nur Zeit zum Abkühlen, sondern gibt auch prima den finanziellen Rahmen für´s Hauptgericht vor.
Ach ja: Gekauft wurden übrigens nur haushaltsübliche Größen, alle Preise sind aktuell und halbe Eier gibt´s nicht. Genau deswegen sind es auch vier, statt zwei Törtchen geworden. Und wer sich fragt, wie zum Teufel man eigentlich 0,6 g Gewürz abwiegt, dem sei wieder einmal dieses Teil hier empfohlen.
Vier ganze Joghurt-Mandarine-Törtchen
Inspiriert sind die Küchlein von Carina Tenzers verdammt leckeren Cheesecakes auf ny-cheesecake.blogspot.de – allerdings mit kleineren Anpassungen.
Denn im Gegensatz zum Originalrezept ist der Boden hier nicht aus zerkrümeltem, mit flüssiger Butter getränktem Spekulatius (im Frühjahr schwer zu bekommen, also der Spekulatius, nicht die Butter), sondern aus belgischem Karamellgebäck im Sonderangebot. Dafür jedoch mit einer ordentlichen Prise von Ingo Hollands feinem Lebkuchengewürz, dass bei mir in den Teig bzw. die Kekskrümel anstatt in die Joghurtmasse kommt.
Apropos Joghurt: Im Original wird Doppelrahmfrischkäse wie etwa Philadelphia o. ä. verwendet. Der war mir aber zum einen zu teuer und zum anderen nicht frisch, nicht säuerlich genug. Deshalb hier also Sahnejoghurt mit dem Saft einer Mandarine und 10 % weniger Zucker (nur 30 g) als Ausgleich für die süßen Karamellkekse. Anstatt Bio-Ei war zudem nur eines aus Bodenhaltung finanzierbar und bei 4 Törtchen hätte es eigentlich nur ein ⅔‑Ei sein dürfen.
Fazit: Die Konsistenz ist trotz (oder wegen der Anpassungen ;-) wunderbar creamy und die deutlich säuerliche Note des Joghurts macht die Küchlein herrlich fruchtig-leicht, weshalb man auch gerne zwei Stücke davon verdrückt. Besonders raffiniert aber leider außerhalb des Budgets wird die Sache natürlich noch mit dem oben gezeigten Zitronen-Thymian und dem Klecks Cranberry-Marmelade.
Ansonsten habe ich an der Zubereitung und der Backzeit von 25 Minütchen bei 130º C nichts geändert, wie man am besten hier liest.
Zutaten und Kosten:
- 4 Stk. Muffin-Förmchen
200 Stk, 3,56 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,071 € - 40 g Karamelgebäck
250 g, 1,09 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,174 € - 15 g Butter
250 g, 1,19 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,071 € - 100 g Weihenstephan Rahmjoghurt, 10%
500 g, 1,39 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,278 € - 1 Ei, Bodenhaltung, M
6 Stk., 0,89 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,148 € - 30 g Zucker
1.000 g, 0,85 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,025 € - 3 g Speisestärke
500 g, 0,59 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,010 € - 1 Mandarine
1.000 g, 1,49 € (1.000 g / 9 Stk = 111 g)
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,165 € - 0,6 g Ingo Holland Lebkuchengewürz
80 g, 7,90 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,059 €
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— — — — — — — — — — — — — — — — 1,003 €
Für die verbleibenden knapp vier Euronen gibt´s jetzt das Hauptgericht und gratis obendrauf sogar noch ein wenig Urlaubsfeeling.
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10 Mozzarella-gefüllte Calamari mit Mangold-Kartoffel-Püree
Bei diesem herrlich deftigen Gericht, dass ich erstmals 2012 bei einem Istrien-Urlaub gegessen habe (nicht bloß einmal), gibt es zwei Probleme. Es ist meistens zu wenig und man sollte mit dem Nachkochen noch ein paar Wochen warten bis der Mangold-Preis auf 1,49 € pro 500 Gramm gesunken ist. (Deshalb „es wird funktionieren” ;-)
Mit dem aktuell noch etwas hohen Gemüse-Preis (1,75 € pro 500 g) gerechnet, würde man zwei Personen für 4,93 € satt bekommen – ohne Nachtisch, dafür aber mit 12 statt nur 10 Calamarinchen und mit der doppelten Portion Mozzarella-Füllung, also 250 statt der etwas schwäbischen 125 Gramm.
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Zutaten und Kosten:

- 10 Stk. Kalmare, Patagonia, klein
20 Stk = 528 g für 3,50 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 1,750 € - 1 Stk. Mozzarella Gut & Günstig
125 g, 0,55 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,550 € - 400 g Kartoffeln, mehligkochend
2.500 g, 1,98 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,317 € - 13 g Salz
500 g, 0,57 € (Kartoffel-Kochwasser 9 g, Mangold 2 g, Kalmare 2 g)
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,015 € - 47 g Butter
250 g, 1,19 € (Kartoffelpüree 32 g,Mangold 15 g)
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,224 € - 1 g Muskatnuss
3 Stk. = 17 g, Bremer Gewürzhandel, 1,62 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,095 € - 4 g Knoblauch
200 g, 159 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,032 € - 60 g Zitrone
1000 g, 1,59 € (1/2 Zitrone = 60g)
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,095 € - 10 g Erdnussöl zum Anbraten
500 g, 2,99 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,060 € - 1 g Kochzivilistenpfeffer
70 g, 8,35 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,119 € - 220 g Mangold
zukünftiger Preis 500 g, 1,49 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,656 € - 75 g Zwiebeln
1.000 g, 0,99 €
— — — — — — — — — — — — — — — — 0,074 €
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— — — — — — — — — — — — — — — — 3,987 €
Zubereitung:
Kartoffelpüree: Nach Einsatz meines „Sparschälers” sind 77 von 400 g Kartoffeln futsch. Die geschälten Kartoffeln in einem kleinen Topf mit 9 g Salz (auf 600 g Wasser) in circa 35 Minuten weich köcheln und noch heiß mit 32 g Butter durch die Flotte Lotte drehen. (Kartoffelstampfer tut´s auch.) 1 g frisch geraspelter Muskatnuss unterheben und ggf. warm stellen, bis der Mangold fertig ist.
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Mangold: Anständig waschen, das Grüne in Streifen und das Weiße in kleine Würfelchen schneiden. 75 g Zwiebeln und eine Knoblauchzehe schön klein schnippeln und zusammen mit den weißen Mangoldstiel-Würfelchen in 15 g Butter auf E‑Herd-Stufe 4 (von 9) so lange in einer beschichteten Pfanne anschwitzen, bis Zwiebeln und Mangold Farbe annehmen also hellbraun werden. Mit 50 g Wasser (etwa ein Schnapsglas) und der Hälfte des Saftes der halben Zitrone (also nem Viertel) begießen, 2 g Salz dazu und mit dem Grünen vom Mangold weitere 5 Minuten vor sich hin köcheln lassen.
Und auch wenn es optisch stark zu wünschen übrig lässt: Kartoffelpüree und Mangold mischen und NICHT separat servieren. Sonst dominiert beim einen der Knoblauch und beim anderen die Muskatnuss. Gut gemischt harmoniert alles bestens.
Auf Pfeffer wird hier bewusst verzichtet. Der kommt mit den restlichen 2 g Salz komplett in die kleinen Kalmare.
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Mini-Kalmare: In der Metro (Standard-Sortiment) sind die Schlingel mit Kopf etwa mittelfingerlang und natürlich ganz, was ein wenig Betreuungsaufwand nötig macht. Die Calamari müssen nämlich noch ausgenommen werde. Dass das überhaupt kein Problem ist, sieht man hier. (Das Rückgrat schaut übrigens tatsächlich wie ein Stück Plastik aus.)
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Den Mozzarella in 10 Streifen schneiden, mit 1 g Kochzivilistenpfeffer und 2 g Salz würzen, in die gründlich geputzten Calamari-Tubes stopfen und mit Spießchen (oder Zahnstocher) zustecken. Tubes und die Köpfe (alles oberhalb der Augen) für 4 Minuten entweder unter den sehr heißen Grill oder in die nicht minder heiße Pfanne geben. Die dürfen durchaus etwas braun werden. Mit dem restliche Zitronensaft (müsste noch ein Viertel übrig sein) beträufeln und mit Mangold-Kartoffel-Püree servieren.
Und ohne Kostenlimit: Mehr Butter, mehr Mangold, mehr Kalmare und mehr Mozzarella ;-)
Fazit:
So meine wenig gewagte Vision von den zukünftigen Mangold-Preisen (1,49 statt 1,75 €) als regelkonform durchgeht, kann man tatsächlich zwei Personen mit einem Hauptgericht und einem Dessert für insgesamt fünf Euro verwöhnen. Mich hat das schon etwas verblüfft. Zumal ich keine gravierenden Kompromisse beim Genuss eingegangen bin.
Falls wir allerdings zukünftig von einer globalen Mangoldmissernte heimgesucht werden und der Preis von skrupellosen Mangold-Spekulanten in ungeahnte Höhen getrieben wird, gibt´s heute eben bloß die 12 Mozzarella-gefüllten Calamari mit Mangold-Kartoffel-Püree für 4,93 € und erst morgen die Joghurt-Mandarine-Törtchen für 2,86 € – im Dutzend, versteht sich.
Unter diesem Link findet ihr abschließend noch das PDF mit allen Zahlen und mit ganz vielen kleinen, aber hochauflösenden Bildchen der Metro- oder Supermarkt-Preise von Ende Februar, Anfang März (deshalb gute 24 MB).
Mit Tag(s) versehen: Calamari, Cheesecake, Istrien, Joghurt-Mandarine-Törtchen, Kalmare, Kroatien, Mangold, Mangold-Kartoffel-Püree, Satte 2 für weniger als 5, Zitronen-Thymian
Mangold mit Erdäpfeln, gibt nix besseres :-)
Deine Rezepte sind toll, und die Rechnerei bewundernswert.
Herr Ober, bitte eine Portion von allem!
Auch vom Mangold. Das Kartoffelpü hätte ich übrig.
Das spart dann auch Kalorien für die Calamari.
Denn Calamari – damit hast Du micht sofort. Und von den Törtchen zum Nachtisch nehme ich gleich zwei. Sind ja ohnehin zu viele ;-)
Vielen Dank Andreas für Deine Beteiligung.
Mit leckerem Gruß, Peter
Danke, mein Lieber. Hat auch wirklich Spass gemacht, sich einer so feinen und kniffligen Aufgabe zu stellen ;-)
@ giftigeblonde: Bis auf diese unsägliche Rechnerei :-o
Klasse! Die Calamari sind vorgemerkt, ich liebe diese Teile und hab sie so noch nie gegessen. Ob ich grade Mangold-Kartoffel-Gemüse dazu essen mag.… lieber zwei Törtchen zum Nachtisch, die sind ja eh vorhanden.
Zugegeben: Mangold + Kartoffelpü lässt optisch ein wenig zu wünschen übrig, macht das geschmacklich aber ganz lässig wieder wett – versprochen.
Ich kenne diese Beilage von meinen Kroatien-Urlauben.… und sagen wir mal so- es gibt Dinge die ich deutlich lieber esse.