
1. Für NaCl-Fans: Die Karlsruher Salzmischer.
Selbst auf die Gefahr hin, mich jetzt völlig zu disqualifizieren: Ich kann sie nicht ab, diese Himalaja-Hawaii-Murray-River-Pyramidenkristall-Küchenschnösel-Salze. Bei den meisten möchte ich aufspringen und rufen: Der Kaiser hat ja gar keine Kleider an, ist alles bloß Salz! Ähnliches lag mir auf der losen Zunge, als ich Post von Jochen und Patrick von Salz-Mischer.de bekam. Gut, dass ich da mal die Schnauze gehalten habe!
Denn die beiden verkaufen eben kein bei Mondschein handgeschöpftes Hastenichgesehen-Salz, sondern grundsolides Fleur de Sel de Guérande. Ein richtig gutes, komplett Chichi-freies Meersalz, das die beiden in ihrer Karlsruher Salzmischerei gekonnt veredeln.
Zum Beispiel zu einem würzig duftenden Wildkräutersalz bestehend aus Fleur de Sel + Olivenblätter, Wildthymian, Bohnenkraut, Fenchel, Bienenkraut, Oregano, Bärlauch, Sellerieblätter, Estragon, Kornblumen, Fenchelpollen und Veilchenblüten. Klasse, weil enorm vielschichtig fand ich auch das Ayurveda Salz aus Bockshornklee, Ingwer, Kardamom, Rohrohrzucker, gemahlener Koriandersaat, Zitronengras, Sternanis, Orangenschale und Zimt, das Lasse von Maennerkochrunde.de gerade eben erst beim weihnachtlichen Rotkohl eingesetzt hat. Mein absoluter Liebling ist aber vorerst das Olivensalz mit getrockneten Oliven, Rosmarin und Thymian, das herrlich einfach und klar im Geschmack ist.
Kurzum: Alle drei zum Niederknien, Reinsetzen und sogar zum Drüberstreuen! Und das beste: Salzmischer-Kreationen sind komplett vorwärts- und rückwärts-kompatibel zum Kochzívilistenpfeffer. Was will man mehr ;-)
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2. Für Freunde des lockeren Strichs: Cuisine-Comics.
Als Spezialist im hoch speziellen Spezial-Genre der Keks-Comics erhielt ich vor einigen Wochen das sehr nette und sehr lecker vorbereitete Angebot von Filip Kolek, Verlag Reprodukt, mir doch mal drei Küchen-Comics bzw. illustrierte Kochbücher anzuschauen.
- „Das persische Kochbuch“ der Illustratorin Gabi Kopp (Typografie Ariane Bille)
- „In der Küche mit Alain Passard“ des Comiczeichners Christophe Blain und
- „Kann denn Kochen Sünde sein?” von Guillaume Long.
Letzteres ist nie angekommen, was ich gut verstehen kann. Monsieur Long ist nämlich so klasse, den würde ich auch nicht verschenken – jedenfalls nicht als Verlag. Privat empfiehlt es sich hingegen gleich zwei zu bestellen, wenn man eines davon auch wirklich abzugeben gedenkt. Aber der Reihe nach.

„Das persische Kochbuch“, Bilder, Geschichten, Rezepte
Wenn Gabi Kopp mal eine Lesung macht und da so richtig schön lebhaft von Land, Leuten und den Genüssen der persischen Küche erzählt, erschließt sich mir das Werk vielleicht. In der gedruckten, von einer Illustratorin getexteten und als Grauwert typografierten Version haben die Geschichten der Menschen aber eher den Charme von Steckbriefen .
Erläuterungen wie „Asch‑e Alu wird üblicherweise heiß gegessen, schmeckt aber auch kalt.” (S. 57) oder Bonmots wie etwa das von Abu Eschagh Atameh, der vor 700 Jahren sagte „Er hat seinen Kopf für die Religion geopfert. Ich gebe meinen Kopf für eine Lammkopfsuppe.” (S. 143) ziehen mich jetzt auch nicht weiter ins Buch. Und die Illustrationen sind allesamt abgemalte, konzeptionell geschönte Fotos.
Aber da ich schon immer der Auffassung war, dass man ganz prima über Geschmack streiten kann, hier noch die alternative Einschätzung der Profis von essen & trinken: »Spannende Lebensgeschichten und wunderbare Rezepte … «. Macht euch selbst ein Bild.
„In der Küche mit Alain Passard“
Das Konzept ist einfach: Der Comiczeichner Christophe Blain illustriert mit schön schrägem Strich die Zubereitung der Rezepte des reichlich selbstverliebten Sternekochs Allain Passard. Das ist bei so viel Schulterklopfen nicht immer lustig. Aber die Rezepte sind klasse und der freche, etwas ruppige Zeichenstil hilft, sich an die kleinen Schmankerln aus der Sterneküchen heran zu wagen. Als Hardcover für 17 Euronen auf jeden Fall was für unter´n Baum. ( — > Leseprobe)
„Kann denn Kochen Sünde sein?”
Nun haben mich die ersten zwei Bücher ja netterweise nix gekostet. Nichtsdestotrotz habe ich bei 24,90 € schon etwas geschluckt. Lohnt sich aber. Unbedingt. Denn genau so muss ein Cuisine-Comic sein. Nicht, weil mir der Zeichenstil mehr liegt (tut er übrigens, aber egal ;-), sondern aus drei einfachen Gründen. Guillaume Long ist lustig – in Wort und Bild. Er ist kein Auftragszeichner, sondern Herr seiner Geschichten. Und er weiß, wovon er zeichnet, weil er selbst richtig kochen und verdammt gut erklären kann. Kurzum: Sechs von fünf Sternchen für „Kann denn Kochen Sünde sein?“.
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3. Für Schaumschläger: das Halbliter-iSi-Teil
Mal ehrlich, wer braucht schon so einen iSi-Gourmet Whip – inkl. Sieb und Trichter für circa 130,- Euronen? Ein Gerät, mit dem Küchenprofis diese phänomenal fluffigen Schäumchen (Schicksprech „Espumas”) zaubern?
Selbstverständlich niemand … es sei denn, na ja, ähm also doch, eigentlich schon – zumindest die Jungs unter uns – unbedingt. Das Teil sieht nämlich verdammt schnell aus, wirkt wie aus dem Vollen gedrechselt und ist quasi die schaumgewordene Hilti unter den Küchen-Firlefanzien. Und wer jetzt mit Omis Sahnesiphon kommt, der (oder wohl eher „die“) hat zwar faktisch Recht, liegt ansonsten aber völlig daneben. Immerhin kann man damit so ziemlich alles aufschäumen, was ordentlich fettig ist, weil sich, wie wir ja (hüstel) alle wissen, „Distickstoffoxid, N2O, generell viel besser in Fett als in Wasser löst, sodass stark fetthaltige Flüssigkeiten mit einem Siphon allgemein besser aufgeschäumt werden können als fettarme …“.
Der Nachteil: Vergiss Light! Der Vorteil: Selbst routinierte Süßspeisen-Vergeiger wie ich schaffen endlich mal ein nettes Dessert. Zum Beispiel dieses flotte, durchaus schmackhafte Test-Schäumchen:
Weiße-Schoko-Rum-Mousse in nur 5 Minuten.
Zubehör:
- iSi Gourmet Whip, 0,5 Liter
- Sieb und Trichter
- 1 N2O‑Sahnekapsel
Zutaten:
- 250 ml frische Sahne (32 %)
- 200 g weiße Schokolade
- 3 Eigelb (bei Größe M sind das circa 50 g)
- ⅔ gemahlene Tonkabohne (mit meiner heiß und innig geliebten Löffelwaage gemessen sind das ca. 1 g )
- 1 Prise Salz und 1 Prise Pfeffer
- 40 g Übersee Rum (56%) + 1 Röhrchen Rum-Aroma
Zubereitung:
150 ml Sahne mit gemahlener Tonkabohne, einer Prise Salz und einer Prise weißem Pfeffer erhitzen, vom Herd nehmen und 200 g weiße Schokolade darin auflösen. 3 Eigelb und die restliche kalte, flüssige Sahne sowie 40 g Rum + ein Röhrchen Rum-Aroma einrühren. Durch das Sieb in den iSi einfüllen, 1 Sahnekapsel einschrauben, kräftig schütteln und für min. 6 Stunden in den Kühlschrank legen. Danach ist die Schokomousse hübsch schaumig; nach 24 Stunden ist sie von unvergleichlicher Cremigkeit. Interessant ist auch noch die folgende Einsatzmöglichkeit.
Rapid-Infusion Öl
Klingt hier super spannend, fand ich, weil ich mir ein intensiv zitronig duftendes Öl vorgestellt habe. Interessanterweise duftet das per rapid Infusion gepimpte Erdnussöl ob der ebenfalls eingesetzten Kräuter (gab noch Minze und Rosmarin im Garten) lediglich ein wenig „grün“. Das Aroma von den Schalen zweier großer Zitronen ist zwar da, aber eben nicht wie eigentlich erwartet in der Nase, sondert auf der Zunge – da allerdings erstaunlich kräftig. Das gleiche übrigens bei Minze und Rosmarin. Olfaktorisch eher unauffällig, unter´m Gaumen aber mit ordentlich Wumms und deshalb durchaus mal eine Bereicherung. (Mehr, sobald ich mich mit dem Teil besser auskenne.)
So, und da mir immer noch keine würdige Nachfolge für die letztjährige Xmas-Nudel eingefallen ist, wünsche ich euch, vorbehaltlich der Möglichkeit, dass mich eventuell doch noch rechtzeitig die Inspiration heimsucht, schon mal jede Menge Aahs und Oohs für eure weihnachtlichen Küchenkreationen. Möge alles wie geplant gelingen, alle Kochzivilisten entspannt bleiben, selbst die pingeligsten Gäste mit seligem Grinsen noch einen Nachschlag verlangen und natürlich all eure Wünsche in Erfüllung gehen – so wie hier.
Bitte auf den Titel klicken, falls das eingebettete Video Zicken macht, was schon mal vorkommt.
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