Da soll noch mal einer sagen, dass ziel­lo­ses Sur­fen blo­ße Pro­kras­ti­na­ti­on und ergo zu nichts nut­ze sei. Ohne das gekonn­te „Auf­schie­ben von anste­hen­den Auf­ga­ben” (Duden) hät­te ich doch im Leb­tag kei­ne Zeit gehabt, über Lei­las & Abdul­lahis Soma­li Food Blog Xawaash zu stol­pern. Ich wüss­te bis heu­te nicht, dass Xawaash (das X spricht sich wohl wie ein hei­se­res ch) nicht nur der Blog­na­me ist, son­dern auch noch eine soma­li­sche Gewürz­mi­schung bezeich­net, die Gemü­se, Fleisch und Geflü­gel eine dezen­te, warm-wür­zi­ge Grund­no­te ver­passt. Und ich wäre bar jeder Ahnung, wie man das Zeugs macht, was mir natür­lich kei­ne Ruhe gelas­sen hätte. 

Ich wür­de schlecht schla­fen, wäre zuneh­mend übel­lau­nig und unkon­zen­triert, wür­de Sup­pen ver­sal­zen und Steaks well done ser­vie­ren, alle Freun­de ver­lie­ren und mich schluss­end­lich vor lau­ter Frust durch die Nomi­nie­run­gen des Food­watch-Awards zum gol­de­nen Wind­beu­tel fres­sen – ausnahmslos.

Gru­se­lig, oder? Aber gewiss ein lehr­rei­ches Bei­spiel dafür, dass es einen ohne regel­mä­ßig vor­beu­gen­de Pro­kras­ti­na­ti­on ver­dammt leicht erwi­schen kann.

Ver­dammt leicht ist übri­gens auch (was für eine ela­bo­rier­te Über­lei­tung) die Her­stel­lung der Xawaash-Gewürz­mi­schung, die nur aus sie­ben simp­len Zuta­ten besteht: Cumin-Saat (Kreuz­küm­mel), Kori­an­der-Saat, schwar­zer Pfef­fer, Zimt­rin­de, Kar­da­mom-Kap­seln, Nel­ke (ganz) und Kurkuma.

Xawaash_Zutaten_2

Bis aufs Kur­ku­ma-Pul­ver alles ohne Öl in einer tro­cke­nen Pfan­ne anrös­ten bis es zu duf­ten anfängt, nach dem Abküh­len so fein wie mög­lich mah­len bezie­hungs­wei­se je nach Kon­sti­tu­ti­on von Ober- und Unter­arm mör­sern und mit dem Kur­ku­ma-Pul­ver ver­mi­schen. Wie gesagt sehr ein­fach, so man die Umrech­nung von Volu­men in Gramm hinbekommt.

Im ers­ten Schritt kein ernst­haf­tes Pro­blem. Schließ­lich sind bei­de Blog­ger bes­tens in Kana­da inte­griert und benut­zen dem­zu­fol­ge US-Cups, Table- und Teas­poons als Maß­ein­heit ihrer Rezep­te. Xawaash_Zutaten_1Deren Inhal­te kann man völ­lig pro­blem­los in euro­päi­sche Volu­mi­na, wie etwa Hec­to- oder Mil­li­li­ter umrech­nen (US-Cups = 237 Mil­li­li­ter, Tab­les­poon = 15 ml, Teas­poon = 0.00005 Hek­to­li­ter). Und solan­ge alle nur mit Was­ser kochen ist auch alles im Lack, denn dann sind 237 ml ja prak­ti­scher­wei­se auch ziem­lich genau 237 Gramm und somit auf jeder haus­halts­üb­li­chen Waa­ge messbar.

Xawaash-Mix_1

Jetzt hat sich beim Kochen und Backen aber blö­der­wei­se das Hin­zu­fü­gen wei­te­rer Zuta­ten als geschmack­lich von Vor­teil erwie­sen, womit wir beim eigent­li­chen Knack­punkt sind: Der unter­schied­li­chen Dich­te von Zuta­ten, also dem Gewicht in g/​cm³ oder auch in Gramm pro Cup, Tea- oder Tablespoon.

Zum Bei­spiel beim Mehl (Typ 405 / Tipo 00), das bei glei­chem Platz­be­darf viel leich­ter als Was­ser ist. Da gehen dann nur 127 statt 237 g in die Tas­se (und quet­schen sorgt ledig­lich für viel Saue­rei in der Küche). Tafel­salz hin­ge­gen ist deut­lich kom­pak­ter, so dass die glei­che Tas­sen­fül­lung opu­len­te 292 g auf die Waa­ge bringt. (Salz ist also so gese­hen das Pen­dant zu den Mit­men­schen mit schwe­ren Kno­chen.) Und ganz beson­ders breit machen sich fluf­fig-leich­te Mini-Marsh­mal­lows, wes­we­gen auch nur 50 g ins US-Cup passen.

Wie­viel Hirn sich in der hoh­len US-Tas­se befin­det, die im aktu­el­len Wahl­kampf vor­gibt, Ame­ri­ka wie­der groß machen zu wol­len, ist lei­der nicht bekannt.

Aber Marsh­mal­lows hin oder her: Hohl­ma­ße mögen Vor­tei­le haben, sind aber im Gegen­satz zum Wie­gen eher unge­nau und nur sehr schwer ska­lier­bar, also auf ande­re Men­gen hoch oder run­ter zurech­nen. Und bei kom­ple­xen Gewür­zen aus vie­len ver­schie­de­nen Zuta­ten oder bei fri­schen Klein­men­gen für die eher koch­zi­vi­le Küche ist tat­säch­lich auch die Stel­le hin­ter dem Kom­ma noch geschmacksrelevant.

Klingt kompliziert?

Mit­nich­ten, denn im App-Zeit­al­ter muss man das gan­ze Volu­men-Gewicht-Gedöns ja nicht mehr nach­schla­gen. Man braucht ledig­lich ne App, kon­kret den Bak­e­Con­ver­ter. Der nutzt schlau­er­wei­se die Daten des ame­ri­ka­ni­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums, das tat­säch­lich ermit­telt, wie viel Gramm von was in eine Tas­se passt. (Wenn der Herr Trump da mal vor­bei schau­en wür­de, wüss­ten man mehr.)

App-Screenshots

Der Bak­e­Con­ver­ter kann´s bis­lang am bes­ten. Wer Ähn­li­ches von der Chef’s‑Converter-Pro App, Wolf­ram Culina­ry Mathe­ma­tics Refe­rence App, Meti­re – Umrech­nung Küchen-Maße oder der Kit­chen-Cal­cu­la­tor-PRO-App erwar­tet: Ich habe alle stan­te pede wie­der umge­tauscht.

Und da die App hübsch schnör­kel­los ist und sich ganz intui­tiv bedie­nen lässt, eine kla­re Emp­feh­lung für iPho­ne und Küche.

Xawaash-Zutaten

Xawaash_roesten_1

Für eine haus­halts­üb­li­che Men­ge von 70 g. Die Ori­gi­nal-Men­gen ste­hen in Klammern.

* Cir­ca (≈), weil die App hier nur die gemah­le­nen Zuta­ten hin­ter­legt hat.

Zehn­tel­gramm-genaue Löf­fel­waa­gen gibts für wenig Geld hier ;-)

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Butterfly-Lamm: Vorbereitung

Um Miss­ver­ständ­nis­sen vor­zu­beu­gen: Nicht Fly ’n’ Mäh ana­log zum Surf ’n’ Turf ist hier mit But­ter­fly Lämm­chen gemeint. Viel­mehr geht es um den gleich­na­mi­gen Cut, der dafür sorgt, dass aus einer knub­be­lig run­de Lamm­keu­le mit Kno­chen ein gleich­mä­ßig fla­ches und somit gleich­mä­ßig gares Stück Schaf ohne Kno­chen wird, dass in die­ser Form sogar Grill-taug­lich wäre.

Blöd nur, dass die lie­be Pro­kras­ti­na­ti­on gera­de dann irgend­wo anders abhängt, wenn man sie gut hät­te brau­chen kön­nen. Statt näm­lich mun­ter drauf los zu schnip­peln und gleich zwei Tei­len übrig zu behal­ten, hät­te ich mir das fei­ne Video von Scott Rea auch mal anschau­en sol­len. (Mer­ke: Sie bloß zu abon­nie­ren, reicht bei Vide­os nicht.)

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Lammkeule_platt_4Nichts­des­to­trotz ist mir der Über­gang vom Run­den zum Fla­chen für den ers­ten Ver­such ganz pri­ma gelun­gen. Zwei Tei­le pass­ten sowie­so viel bes­ser in den Bräter.

Zubereitung

Lamm_auf_Kartoffeln_1

Lamm_mit_X-RUB_2In ers­ter Linie woll­te ich wis­sen, wie sich die neue Gewürz­mi­schung so macht. Des­halb gab es die pla­nier­te Keu­le qua­si pur: Also nur mit Salz, guten 30 g von der soma­li­schen Gewürz­mi­schung, ein wenig Öl und dem Saft einer hal­ben Limet­te für knap­pe 4 Stun­den mari­niert (über Nacht wäre nicht falsch gewesen).

Fundament_2Das Ergeb­nis war nach schar­fem Anbra­ten sowie 1,5 Stünd­chen sanf­tem Schmur­geln bei 150 °C in Brä­ter und Back­ofen but­ter­zart. Das Röst­kar­tof­fel-Bett mit Gar­ten­kräu­tern sowie ein paar getrock­ne­ten und ein paar fri­schen Toma­ten war zurück­hal­tend genug, um Lamm mit Xawaash-Aro­ma opti­mal (dezent aber eigen­stän­dig) zur Gel­tung zu brin­gen. Kurz­um: Test gelun­gen. Beim nächs­ten Mal wird aber über Nacht mari­niert und dann in einem Stück auf dem Grill gegart.

Welche Gewürzmischungen nutzt ihr?

Was sollte man unbedingt mal probieren?

Und habt ihr eigene Mixturen, deren Rezepte ihr teilt?

Links bit­te unten in die Kom­men­ta­re setzen.

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